Digitale Ökosysteme, digitale Plattformen und Plattformökonomie
Definition
Ein digitales Ökosystem ist ein sozio-technisches System, das mehrere, in der Regel unabhängige Anbieter und Konsument*innen von Gütern zum gegenseitigen Nutzen miteinander verbindet. Ein digitales Ökosystem basiert auf der Bereitstellung digitaler Ökosystemdienste durch den Einsatz digitaler Plattformen, die eine Skalierung sowie die Nutzung positiver Netzwerkeffekte ermöglichen.
Einen umfassenden Überblick zum Thema Digitale Ökosysteme finden Sie hier.
Beispiele
Amazon, Airbnb oder Uber sind international bekannte digitale Ökosysteme. Sie vermitteln Waren, Übernachtungsmöglichkeiten oder Mitfahrten zwischen Anbietern und Konsument*innen. Die genannten digitalen Ökosysteme stammen aus den USA und sind mittlerweile weltweit aktiv. Auch in Deutschland gibt es sehr erfolgreiche digitale Ökosysteme. Schüttflix digitalisiert und revolutioniert die Baubranche durch schnelle, zuverlässige Schüttgutlieferungen. Über MyHammer finden Kund*innen und Handwerker*innen zueinander. Urban Sports Club ermöglicht Sportbegeisterten den Zugang zu einem sehr breitem Sportangebot. Der Caruso Dataplace ermöglicht es seinen Kundenunternehmen, maßgeschneiderte Mobility Services auf Basis von Fahrzeugdaten anzubieten. Caruso ist ein assoziierter Partner in D’accord.
Weitere Beispiele digitaler Ökosysteme aus Deutschland finden Sie im entsprechenden Whitepaper des Fraunhofer IESE.
Interpretation & Einordnung
Alle digitalen Ökosysteme haben gemeinsam, dass etwas zwischen verschiedenen Parteien vermittelt wird, und zwar über eine digitale Plattform. Ein digitaler Ökosystemdienst ist also durch eine Vermittlungstätigkeit gekennzeichnet, die den Austausch von Gütern zwischen Anbietern und Konsument*innen ermöglicht. In der Regel bieten Anbieter Güter über eine digitale Plattform an, die diese Güter an Güterkonsument*innen weitervermittelt. Ziel des Gütervermittlers ist es, die Transaktionsrate über den Marktplatz zu erhöhen und damit den harmonischen Austausch von Gütern zu erleichtern, indem er die Verantwortung für das „Onboarding“ dieser Beteiligten (also die praktisch-organisatorische, vertragliche und technische Integration in das digitale Ökosystem) übernimmt, Güter zwischen den Beteiligten vermittelt und die physische oder digitale Abwicklung ermöglicht. Eine digitale Plattform ist ein Softwaresystem, das den technischen Kern eines digitalen Ökosystems bildet, von Anbietern und Konsument*innen über APIs oder Benutzeroberflächen – z. B. einen digitalen Marktplatz – direkt genutzt wird und die Vermittlung von Gütern zwischen Anbietern und Konsument*innen innerhalb eines digitalen Ökosystemdienstes erleichtert. Anbieter wie Schüttgutlieferanten, Handwerker*innen oder Fitnessstudios profitieren dabei vom Zugang zu einer großen Kundengruppe, effizienteren Geschäftsprozessen und vielem mehr. Auf der anderen Seite können Konsument*innen unter anderem ein breiteres Angebot genießen als es ein einzelner Anbieter je bieten könnte. Digitale Ökosysteme können also eine Win-Win-Situation für beide Parteien sein und sogar eine Win-Win-Win-Situation, wenn man auch den Betreiber des digitalen Ökosystems betrachtet. Da in den meisten digitalen Ökosystemen personenbezogene Daten verarbeitet werden und wirtschaftliche Interessen häufig im Mittelpunkt stehen ist das Thema Datenschutz von besonderer Relevanz. Gleichzeitig ist es durch die Komplexität digitaler Ökosysteme extrem herausfordernd, Datenschutz und insbesondere die Betroffenenrechte rechtssicher und gleichzeitig benutzerfreundlich umzusetzen.
Einleitung | Datenökonomie trifft Datenschutz |